THEMEN DES ARCHIVS | 3
Trau, schau, wem! – Über die
notorische Skepsis der Frauenzimmer
Mit dem Etwas um die Hand seiner Herzallerliebsten anhalten
Unis als Ursache der apokalyptischen CCD im Handwerk? – Über das Abc der Berufswahl
Sicher abheben in der Musikszene – Helikoptereltern im Clinch mit Paul Kuhn, David Bowie und den Wiener Philharmonikern
Wie der Weltpolizist in Syrien das Pferd beim Schwanz aufzäumt – oder auch nicht
Wenn Architekten die Muse küsst und Alpendörfer nach China auswandern
Arm in Arm mit Lady Gaga? – Mit wenigen Kleidungstipps vom Penner zum Renner
Warum Politiker und Wähler auf die Schnauze fallen, wenn sie nach den Sternen greifen
Urlaub mit Kannibalen? – Über Sting oder die Kunst, die Zügel schießen zu lassen
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr – in Eminem seinen Meister finden
Iceberg Slim 2.0 – über die drei Affen der Sexindustrie
Mit Siebenmeilenstiefeln in eine glänzende Zukunft – das amerikanische Baby als Maß aller Dinge
Warum Fledermäusen der Arsch auf Grundeis geht
Kopfmensch trifft Bewegungstalent – Albert Einstein im Gespräch mit Nadia Comăneci
Mathematik – ein Buch mit sieben Siegeln für Ökonomen?
Archiv
Trau, schau, wem! – Über die notorische Skepsis der Frauenzimmer
veröffentlicht 2013-10-18
Einer wissenschaftlichen Studie zufolge ist das Weibsen skeptischer, darob gleichwohl mitnichten vertrauenswürdiger als das Mannsbild.
Auf dem Quivive zu sein, die Löffel zu spitzen und von daher nicht gleich jedem dahergelaufenen Hundsfott auf den Leim zu kriechen, ist ja alles gut und schön, gedient wäre der Menschheit freilich unstreitig mehr mit der Vertrauenswürdigkeit. Einerlei, ob mit jener der Frau oder jener des Mannes. Nur: Die praktische Erfahrung zeigt, dass gerade einer Frau an den Schalthebeln der Macht mit äußerster Vorsicht zu begegnen ist. Womöglich mehr gar als dem protegierten Jungspund, dem die Eierschalen noch ankleben, der, anders ausgedrückt, von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, dafür aber ohne Unterlass dicke Töne spuckt. Denn: Die Angela Merkels und Hillary Clintons sind noch zu rar, um nicht stante pede herzugehen und kritisch zu hinterfragen, warum die und die an den Drücker gekommen ist. So greifen in Sonderheit schwache männliche Führungskräfte in Politik und Wirtschaft gern auf Frauen zurück, um neuralgische Stellen zu besetzen und auf diese Weise den Schein von Anstand und Würde zu wahren oder, nicht minder schlimm, die eigene Inkompetenz zu kaschieren. Speziell für Letzteres sind besagte Jungspunde ein probates Mittel, Devise: Wenn der Grünschnabel den Unbilden der Witterung zu trotzen und sich im Sattel zu halten vermag, kann seinem Mentor, dem alten Hasen, schon überhaupt nichts passieren, ist ebender quasi sakrosankt. Und falls nicht, fliegt halt der einst noch über den grünen Klee gelobte Jungspund stante pede zum Tempel hinaus, darf ebender quasi das Bauernopfer geben. Bei Tage besehen nicht weiter der Rede wert, denn dieses Szenario betrifft allein Mentor und Protegé. Anders verhält sich da die Sache indes bei den Frauen, die von Manns Gnaden ins Spiel gebracht wurden. Denn die haben, wie gesagt, in der Regel die Aufgabe, dem kleinen Moritz ein X für ein U vorzumachen, ihm zu suggerieren, dass mit einer Frau qua Natur das Übel keine Chance hat und sohin alles zum Besten steht. Kein Wunder drum, dass schmähliche, man ist geneigt zu sagen, geistesgestörte Richterinnen Generaldirektoren im Kittchen mit Sprüchen wie »Schön haben Sie’s hier« begegnen und sich im gleichen Atem einen Ast lachen.
Wie verhält sich das also nun mit der Skepsis der Frauen? Hat die wissenschaftliche Behauptung nach wie vor im Lichte des Gesagten Gültigkeit? – Tja, mit der Logik der Argumentation ist ihr jedenfalls nicht gedient. Immerhin sind a) Frauen, die skeptisch sind, für sich genommen vertrauenswürdig, aber mitnichten vertrauenswürdiger als Männer, und b) Frauen, die von Haus aus skeptischer als Männer sind, auch vertrauenswürdiger als Personen und sonach vertrauenswürdiger als Männer. Anders formuliert: Sind a) Frauen nicht vertrauenswürdig, sind sie skeptisch für sich genommen, aber mitnichten skeptischer als Männer, sind b) Frauen nicht vertrauenswürdiger als Männer, sind sie skeptischer als Personen und skeptischer sonach auch als Männer. Wofür die Männerseilschaften ein Beleg wären. Von Frauenfreundschaften hat die Welt indes noch nicht viel gehört.
Schlagwörter:
#Emanzipation #Frauenfreundschaften #GleichstellungderGeschlechter #Männerseilschaften #Skepsis #Vertrauen
Mit dem gewissen Etwas um die Hand seiner Herzallerliebsten anhalten
veröffentlicht 2013-10-11
Allen Unkenrufen zum Trotz scheint Hopfen und Malz noch nicht verloren zu sein, solange sich Otto Normalverbraucher ernsthaft einen Kopf um Hochzeiten und Trauerfeierlichkeiten macht. Zumindest sind die Streifzüge durch YouTube ein untrügliches Zeugnis dafür. So hat sich den Berichten zufolge ein Paar für Claude Debussys »Clair de lune« entschieden, um in den Hafen der Ehe einzulaufen, während es ein anderes für opportun hielt, dass Roberta Flacks »The First Time Ever I Saw Your Face« der Tochter auf ihrem letzten Gang das Geleit gab.
Nun ist es ja zugegebenermaßen nicht unüblich, sich wenigstens den wichtigsten Schritt im Leben zu überlegen, doch wenn jemand das Zeitliche segnet, wird in den seltensten Fällen eine Haupt- und Staatsaktion draus gemacht. Noch unbedeutender ist scheint’s der Heiratsantrag, wiewohl sich an dieser Frage die Geister scheiden, die Gepflogenheiten diesseits und jenseits des Großen Teichs unterschiedlicher wahrlich nicht sein könnten. Vorausgesetzt einmal mehr, dass YouTube Maßgabe für die Einschätzung ist. Wundern würde es einen nicht, wenn das Gros der Mannsbilder in den europäischen Breiten an der Zigarre pafft, dicke Wolken qualmt und mit einem breiten Grinsen wie beiläufig beim Abendessen die Frage aller Fragen stellen und im Falle des Okays nächstens den obligatorischen Ring nachreichen würde. Gerade den bräuchte es in Europa aber überhaupt nicht. Für gewöhnlich löst ihn nämlich der Ehering ab, während die Amerikanerinnen den Verlobungsring nebst dem Ehering auch fortan am linken Ringfinger mit sich rumschleppen. Entsprechend groß sollte der Klunker auch jenseits des Atlantiks sein, wenn um die Hand der Herzallerliebsten angehalten wird. In Europa darf’s dafür eine billigere Variante sein, falls der Verlobungsring nicht gleichzeitig Ehering ist und also mit der Hochzeit vom linken Ringfinger auf den rechten oder, wie in der Schweiz und in südlichen Regionen üblich, vom rechten auf den linken Ringfinger wandert.
Ob ein junges Paar überhaupt die Ringe tauschen wird, steht freilich auf einem anderen Blatt. Und im Lichte dessen scheint es allemal klüger zu sein, mit den prüden, vergleichsweise einfallslosen Europäern zu kokettieren und auf öffentliche Auftritte à la Amis zu verzichten. Nebst der Frage des richtigen Zeitpunkts ist demnach die Frage des richtigen Events für den Erfolg der Mission entscheidend. Denn selbst Amerikanerinnen sind nicht durch die Bank für Heiratsanträge in Sportstadien mit zigtausend Zaungästen zu begeistern, eh klar. Dabei muss frau beileibe nicht in der Auslage stehen, um ihren Verehrer zu allen Teufeln zu wünschen. Genügt vollauf, ihr mit einem dräuenden Flugzeugabsturz als Pilot eine Heidenangst einzujagen, statt sie als Musiker mit Romantik im Park zu bezirzen, um mit einem verlegenen Lächeln statt Tränen der Rührung in eine gemeinsame Zukunft zu starten.
Unis als Ursache der apokalyptischen CCD im Handwerk? – Über das Abc der Berufswahl
veröffentlicht 2013-10-04
Jim Doan ist unstreitig die Ausnahme. Für gewöhnlich fällt die Entscheidung in frühester Kindheit mit dem Eintritt ins Schulleben. Wem’s am Grips gebricht, hat naturgemäß mit der Kopfarbeit nichts am Hut, muss mit der Handarbeit fürliebnehmen. Jim Doan indes hat sich aus freien Stücken für die Handarbeit entschieden und dabei nicht bloß mit dem Collegeabschluss bewiesen, dass er für die Kopfarbeit durchaus zu haben ist. In der Tat hat er sich denn auch schon als Pädagogen gesehen und doch gut daran getan, in die Fußstapfen des Vaters zu treten, der dem Wertpapiergeschäft dereinst kurzerhand Valet gesagt hat, um sich fortan uneingeschränkt den Bienen zu widmen.
Als einer der größten Bienenzüchter New Yorks vermochte Jim Doan bis vor Kurzem ordentlich Kohle zu scheffeln, blieb ihm das Schicksal sohin erspart, als biederer Lehrer all sein Lebtag an den Hungerpfoten zu saugen. Hätte ihm nicht die Natur mit dem mysteriösen Bienensterben, der colony-collapse disorder, kurz CCD genannt, das Wasser abgegraben und ihn unlängst zum Verkauf seiner 45 Hektar Land gezwungen, bräuchte man von seiner Person wahrlich kein Aufheben zu machen.
Ein Depp also, wer die Chance der Kopfarbeit nicht beim Schopfe packt? – Nun, im Lichte der Tatsache, dass, um mit Jims Vater zu sprechen, Topanalysten an der Börse gut und gern mit 15 Millionen Dollar im Jahr rechnen dürfen, vielleicht. Namentlich, nachdem’s dafür keine Ausbildung erheischt. Und ohne Rechte gibt’s nicht mal Pflichten, wie sie der Broker kennt. Gewiss, College- oder Universitätsabschlüsse sind auch für die Brokerlizenz nicht vonnöten, wenigstens muss der Broker aber den Nachweis erbringen, dass er ohne oder mit Hilfe, legal oder illegal kurzum den Test bestanden hat. Die Crux ist halt, dass nicht ein jeder die Chance kriegt, sich als Broker oder Analyst in Szene zu setzen. Und spätestens da will die Kopfarbeit wohl überlegt sein.
Auch wenn nicht selten ein Elter, ein Geschwister oder Freund die Weichen stellt, gebietet die Vernunft, bei sich Einkehr zu halten, sich seiner Stärken und Schwächen zu besinnen und mitunter die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Regelmäßig sind es scheinbare Belanglosigkeiten, Details, die den Weg ebnen, die Entscheidung für ein bestimmtes Studium ungemein erleichtern. Alle Überlegungen sind freilich für die Katz, keinen Pfifferling wert, wenn die Unis nicht die angemessenen Studienvoraussetzungen schaffen, indem sie a) den ungehinderten Studienbetrieb sicherstellen und b) den unterschiedlichen Anforderungen der Studierenden Rechnung tragen. Und ja, von daher ist ein Depp bloß, wer die Entscheidung übers Knie bricht, auf den letzten Drücker quasi über seine Zukunft befindet.
Sicher abheben in der Musikszene – Helikoptereltern im Clinch mit Paul Kuhn, David Bowie und den Wiener Philharmonikern
veröffentlicht 2013-09-27
Immer ruhigen Fußes. Die Tibeter wissen schon, wovon sie sprechen, wenn sie dem Bergfex ihr Kalipe mit auf den Weg geben. Bei Helikoptereltern dürften sie indes tauben Ohren predigen. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass Helikoptereltern ein paar Pflöcke zurückstecken. Und realiter ist auch kein Arg an ihren Absichten, wenn sie das Wohl ihrer Gschrappen im Sinn haben und nicht bloß in ihnen die eigenen Träume vergangener Tage verwirklicht sehen möchten. Einer schieren Dummheit gleicht indes der Versuch, talentfreie Racker in eine Reihe mit Mumford & Sons stellen zu wollen, Devise: I will wait. Nicht jedem ist schließlich die Musikalität in die Wiege gelegt worden.
Auch wenn sich Begabungen bereits im zarten Kindesalter abzeichnen, ist es beileibe kein Leichtes, daraus Schlussfolgerungen für eine mögliche Zukunft abzuleiten. Gewiss, »ein Leben ohne Musik ist ein Irrtum«, wie der unlängst verschiedene Paul Kuhn treffend gemeint hat. Und ja, ihm, dem Mann am Klavier, war die Sache auch eine gemähte Wiese, nachdem ihm bereits als 5-, 6-jährigem Knirps das Akkordeonspiel flott von der Hand ging. Gerade unbedarfte Eltern vermögen sich aber kein objektives Bild vom wahren Talent ihres Sprösslings zu machen. Eigenen Erfahrungen zufolge haben nämlich die allerwenigsten Akkordeonspieler a) die Voraussetzungen für die Perfektion und b) jene unabdingbare Persönlichkeit, die das Talent von der Masse der Dilettanten unüberhörbar abgrenzt. Oder um noch deutlicher zu werden: 10 Jahre Musikschule haben lediglich ein einziges echtes Talent gezeitigt.
Schuster, bleib bei deinem Leisten also? – Mitnichten! Immerhin entscheiden spätestens dann, wenn’s ans Geldverdienen geht, in der Regel nicht minder große Deppen über Sein und Nichtsein als jene hyperaktiven Eltern, denen es hinten und vorn am Wissen gebricht. So hat kein Geringerer als David Bowie vor Jahren in einem bemerkenswerten Interview seine Szene zutiefst beklagt, an den Hohlköpfen in den Radiostationen Anstoß genommen, spielen die doch jeden nur erdenklichen Scheiß bis zur Vergasung rauf und runter, während wirklich gute Bands außen vor bleiben. Mit dem Fazit freilich, dass ebendiese längstens nach ein paar Jahren die Flinte ins Korn werfen und in alle Winde zerstieben. Natürlich gibt es löbliche Ausnahmen im Rundfunk, denen es sehr wohl darum zu tun ist, die Musikszene zu beleben, und noch ist auch nicht aller Tage Abend. Heißt, falls einer nicht gerade mit der Quetschkommode auf Achse ist. Denn als Akkordeonist dürfte er es selbst bei den Wiener Philharmonikern ungeachtet aller Begabung schwer haben, für ein Engagement in Betracht gezogen zu werden. Sei’s drum, jedenfalls geht bei den ehrenwerten Wienern noch alles mit rechten Dingen zu, soll Berichten zufolge beim Vorspielen der nur allzu gestrengen Jury der Blick auf den Instrumentalisten verwehrt bleiben und dergestalt einzig die musikalische Darbietung über das Wohl und Wehe des Bewerbers entscheiden. Gott sei’s getrommelt und gepfiffen!
Wie der Weltpolizist in Syrien das Pferd beim Schwanz aufzäumt – oder auch nicht
veröffentlicht 2013-09-20
Foto © Voice of America News:
Henry Ridgwell on the Turkish border
Daran ist nicht zu drehen und zu deuteln: Den Kommunisten vermag der Ökonom nichts abzugewinnen. Des ungeachtet lassen zwei Aussagen der deutschen Linken aus jüngster Vergangenheit aufhorchen. So soll’s erstens dem BND an den Kragen gehen, der Verein kurzerhand auf die Straße fliegen, zweitens mit der Kultur bergauf gehen. Auch wenn die beiden Anliegen aus unterschiedlichen Kontexten gerissen sind, ist spätestens mit den Erkenntnissen aus dem NSU-Untersuchungsausschuss klar, dass das Aus für eine durch und durch schmähliche Bande bloß ein Segen für die Menschheit sein kann. Allein damit ist der Kulturförderung freilich mitnichten Genüge getan.
Sage und schreibe 1,3 Billionen Dollar haben die Rachefeldzüge der Amis in Afghanistan und im Irak verschlungen, während im gleichen Atem Einsparungen im Sozialsektor fällig werden: von 500 Milliarden Dollar in der Medizin, von 20 Milliarden Dollar in der Bildung und der Verwaltung. Von daher will ein neuerlicher Vorstoß, die Intervention in Syrien allemal überlegt sein. Der Haken sitzt allerdings woanders.
Bei Lichte besehen ist es doch absurd bis dorthinaus, zu den Waffen zu rufen, kaum dass einem Giftgasanschlag 1400–1500 Menschen zum Opfer fallen, während im Vorfeld der Begebenheit 100 000 Tote durch den Bürgerkrieg zu beklagen sind. Und ein Regimewechsel ist bei einer militärischen Intervention der USA ohnehin nicht drin, sondern bestenfalls die Gesprächsbereitschaft, das versöhnliche Nebeneinander von Regime und Opposition. Des ungeachtet bleibt die Frage im Raum, weshalb alle Welt ausgerechnet oder ausschließlich am Gebrauch von Chemie- und Atomwaffen Anstoß nimmt. Immerhin ist es a) ein Leichtes, in den USA ’ne Knarre aufzutreiben und damit ein verheerendes Blutbad anzurichten, b) ein Gebot der Ökonomie, für eine möglichst effiziente Vernichtung zu sorgen. Wieso also nicht gleich alle Größenwahnsinnigen dieses Erdenrunds Chemie- und Atomwaffen einsetzen, ist dem Ökonomen ein Buch mit sieben Siegeln. Um nun aber nicht aus dem Text zu kommen und den Kreis zu schließen: An der Kritik der deutschen Linken ist was dran. Einesteils zieht alle Welt flugs die Spendierhosen an, wenn’s in Griechenland kriselt oder in Syrien kracht, andernteils wird regelrecht ein Jahrhundertstreit vom Zaun gebrochen, wenn’s um ein paar Kröten der Kulturförderung geht. Ein Glück von daher, dass scheint’s wenigstens die Diplomatie eine Chance kriegt und damit aller Voraussicht nach die nächsten 1,3 Billionen Dollar im Säckel der Amis bleiben. Und auch wenn den Amis die Vernichtung der Chemiewaffen mit der veranschlagten einen Milliarde Dollar vergleichsweise billig kommt, bleibt auch da die Frage im Raum, ob das Geld nicht besser in die Flüchtlinge investiert wäre, ein Aufbau ökonomisch sinnvoller wäre als ein Abbau. Ganz abgesehen mal davon, dass einer realiter regelrecht meschugge sein muss, den Bösen in die Seite zu treten, während die Guten das Nachsehen haben.
Wenn Architekten die Muse küsst und Alpendörfer nach China auswandern
veröffentlicht 2013-09-13
Foto © Pierdelune | Dreamstime Stock Photos
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Noch ist ja nicht Halloween, Ende Oktober freilich geht’s wieder ordentlich zur Sache. Bei den Europäern scheint’s neuerdings bald mehr als bei den Amis. Längst sind die Zeiten vorbei, als ebendiese quasi ein Monopol auf jene Tradition hatten, die sie seit alters hochhalten. Das ist beileibe nicht der Anfang vom Ende und doch leidlich befremdlich. Nicht so sehr allerdings wie jenes Unterfangen der Chinesen, sich gleich ein Stück Österreich, genau genommen die Gemeinde Hallstatt, ins Land zu holen.
Der Eindruck trügt nicht. Es ist, als ob hier die Architekten auf der falschen Beerdigung sind, die Reproduktion eines Alpendorfs in einem völlig unterschiedlichen Kulturkreis nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Und hat der Chef der besagten österreichischen Gemeinde erst noch groß Zeter und Mordio geschrien, Anstoß an dem hanebüchenen Unterfangen der Chinesen genommen, war ein Jahr später, nach Fertigstellung des Mammutprojekts, mit einem Mal alles eitel Sonnenschein. Vermutlich, nachdem selbst der Politiker geschnallt hat, welchen Werbewert diese Schnapsidee der Chinesen hat. Womöglich werden die Guten nächstens auch noch Berge verfrachten. Lassen wir es aber dabei bewenden.
Der Trend geht ohnehin unstreitig Richtung Höhe. Vertikale Dörfer haben Konjunktur, schenkt man den einschlägigen Berichten Glauben. Bloß realisiert hat sie bisher noch keiner. Na klar, der Vergleich mit den Wolkenkratzern drängt sich sofort auf. Und im Endeffekt läuft die Geschichte der vertikalen Dörfer auch auf nichts anderes hinaus, selbst wenn an die Stelle der Wohnungen Häuser rücken. Absicht ist es eben schlicht, ein Dorf in ein einziges Gebäude zu packen, um so all den Gemeindemitgliedern durch den möglichen Verzicht auf Verkehrsmittel und mehr Grün im Umfeld eine höhere Lebensqualität zu bieten. An sich ist diese Idee nicht von schlechten Eltern, wären ihr nicht durch Statik, Licht, Kosten und, und, und Grenzen gesetzt. Mit einer Seestadt à la Aspern, einer Gemeindebausiedlung mit etwas mehr Grün, ist der Sache jedenfalls nicht gedient. Unverständlich bis dorthinaus, dass bei einem Unterfangen wie diesem nicht in irgendeiner Weise die ausgetretenen Pfade verlassen werden, keine Sau den Mumm hat, China spazieren zu führen und mit Kunst, Wissenschaft oder Umwelt die Wirtschaft zu beleben. Dabei wäre es vergleichsweise einfach, den kleinen Moritz und den Touri gleichermaßen zu bedienen. So wäre es denkbar, den ganzen Verkehr eine Etage tiefer zu legen. Ums große Graben kommt so oder so keiner herum, ergo würde sich für die Verwirklichung dieses Vorschlags der Mehraufwand allemal in Grenzen halten. Sollten von einer verkehrsfreien Stadt die Touris nicht angezogen werden wie die Motten vom Licht, fresse ich einen Besen.
Arm in Arm mit Lady Gaga? – Mit wenigen Kleidungstipps vom Penner zum Renner
veröffentlicht 2013-09-06
Geschmückt wie ein Pfingstochse durch die Straßen der Stadt zu trödeln, ist beileibe nicht jedermanns Sache. Es braucht allerdings nicht den Einfallsreichtum einer Lady Gaga, um als Mann eine gute Figur zu machen. Wahrlich nicht. Im Gegenteil. Realiter gilt der Dandy gar als verpönt in der Geschäftswelt. Von daher kommt es die Herren der Schöpfung unstreitig hart an, einen eigenen Modestil zur Schau zu tragen. Nicht zuletzt, weil ihnen in der Regel die Beraterbrigaden von Popgrößen wie Ciara oder Rihanna fehlen. Ein flüchtiger Blick auf die Twitter-Accounts besagter Damen genügt, um zu schnallen, was es heißt, unausgesetzt in todschicken Klamotten auf den Plan zu treten. Dabei dürfen selbstredend die zwei Hübschen auch um ihr Glück beneidet werden, von allen Modeikonen dieses Erdenrunds hofiert zu werden. Dies ist freilich bloß ein erfreulicher Nebeneffekt einer glanzvollen Karriere.
Des ungeachtet ist gegen Fehlgriffe längst niemand gefeit. Allerdings handelt es sich dabei ausschließlich um Stilfragen und nicht um Fragen der korrekten Kleidung. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn dem nicht so sein sollte. Ganz diametral verhält es sich hingegen mit den Herren der Schöpfung. Während hier in Kreisen von Persönlichkeiten selten die Stilfrage ein Thema ist, hapert es regelmäßig an der korrekten Kleidung. Und dies, wiewohl nicht wenige dieser Herren nicht minder große Beraterstäbe um sich haben als besagte Popgrößen. Speziell in der Medienwelt und in der Politik schmerzt dies sehr, sind Fehler der angedeuteten Art buchstäblich unverzeihlich. Immerhin genügt ein Klick auf eine einschlägige Internetseite, um erste Anhaltspunkte für die korrekte Kleidung zur Hand zu haben.
Dass die Schuhe die Visitenkarte des Mannes sind, hat sich herumgesprochen. Auch, dass es sich nicht schickt, die Hosen auf halbmast zu tragen. Zwar strecken kurze Hosen das Bein, aus Zwergen Riesen zu machen vermochten sie bis dato gleichwohl nicht. Drum sollte der Saum tunlichst auch fürderhin den Absatz berühren. Der Luxus von Kniestrümpfen dürfte im Budget von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens jedenfalls allemal drin sein, womit automatisch die Gefahr gebannt wäre, je zu viel nackte Haut zu zeigen. Woran’s aber regelmäßig scheitert, ist das Hemd. Es will a) über einen anständigen Kragen mit hinreichender Breite verfügen, um im Nacken nicht vom Sakko verschlungen zu werden, und b) mit ordentlichen Ärmellängen aufwarten, sodass die Manschette einesteils das Handgelenk bedeckt und die Daumenwurzel berührt, andernteils ein bis zwei Zentimeter aus dem Sakkoärmel ragt. Wenn endlich die Revers des Sakkos den äußeren Rand und die Spitzen des Hemdkragens bedecken und der Schlips richtig sitzt, ist den Anforderungen fürs Erste Genüge getan, wird, anders ausgedrückt, eine Lady Gaga vermutlich willens sein, ihrem Haberer das Geleit zu geben.
Warum Politiker und Wähler auf die Schnauze fallen, wenn sie nach den Sternen greifen
veröffentlicht 2013-08-30
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Georg Schramm hat Recht. Höchste Eisenbahn, den Politikern mal die Stirn zu bieten, diese Strizzis in die Schranken zu fordern. So steht in der Tat nicht zu vermuten, dass je ein Talkmaster den Mumm hat, herzugehen und an den Allgemeinplätzen der Volksvertreter Anstand zu nehmen, zu sagen: »Ich hab’ Sie jetzt dreimal was gefragt, dreimal haben Sie mir keine Antwort gegeben, also frag’ ich Sie auch nichts mehr. Sie können ruhig bleiben, aber das Mikrofon ist schon mal zu.« Nicht auszudenken, was das für das Pack kurz vor den Wahlen hieße. Dabei ist es ja beileibe nicht so, dass der kleine Moritz nicht längst geschnallt hätte, dass ihm die Herrschaften in Amt und Würden regelmäßig die Hucke volllügen. Solange er allerdings die Konsequenzen ihres Tuns und Treibens nicht am eigenen Leib unmittelbar zu spüren kriegt, geht ihm das nichtige Geschwätz dieser Hanswürste komplett am Arsch vorbei, wird er instinktiv seiner Fraktion die Stange halten.
Und er hat Recht. Immerhin ist es den Volksvertretern Kenneth Arrows Theorem gemäß unmöglich, allen Wünschen gleichermaßen zu willfahren, die Präferenzen von Hinz und Kunz samt und sonders unter einen Hut zu bringen. Drum gibt es regelmäßig den Einheitsbrei, orientieren sich die Parteien an der breiten Masse, tuten quasi alle ins gleiche Horn. Mit der Folge, dass sich der Wähler irgendwann nicht mehr vertreten fühlt, er bei sich Einkehr hält und der Ruf nach Programmvielfalt laut wird.
So geschehen in den letzten Jahren. Die Crux dabei ist halt, dass sich die Neulinge in der Politlandschaft einen Bärendienst erweisen, wenn sie wie Pilze aus dem Boden schießen. Was dem Wähler also wie ein Geschenk des Himmels vorkommt, ist für den Politiker sein sicheres Grab: eine klare Botschaft. Nicht von ungefähr heißt es: Viele Köche verderben den Brei. Wenn sohin endlich kein Neuling den Einzug ins Parlament schafft, sich die Konkurrenz gegenseitig das Wasser abgräbt, hat keiner was: weder der Wähler noch der Politiker. Fazit: Unterm Strich bleibt es wohl für Zeit und Ewigkeit beim Zetergeschrei Georg Schramms. Politiker werden wie eh und je leere Phrasen dreschen, die Hohlköpfe auf Wolke sieben schweben und ebendiese den Intelligenzbestien die Show stehlen. Weiter nicht tragisch, wären nicht wesentliche Schaltstellen der Macht in Justiz und Wirtschaft politisch besetzt. Und spätestens da sind Personen, keine Fraktionen gefragt, mag der Ami dem Europäer ein Vorbild sein.
Urlaub mit Kannibalen? – Über Sting oder die Kunst, die Zügel schießen zu lassen
veröffentlicht 2013-08-23
Offenbar braucht’s Maschinenbauingenieure, meinetwegen auch einfach Techniker, um Extremsituationen zu überleben. Mit Juristen, jenen auf Richterstühlen am unteren Ende der Nahrungskette zumal, ist jedenfalls nachweislich kein Staat zu machen. Erfahrungsgemäß kommt es ebendiese nicht nur hart an, ein Preisetikett von kürzlich erworbenen Schuhen zu entfernen, sondern vor allen Dingen, in vergleichsweise banalen Situationen die Contenance zu wahren. Frage also nicht, was es für diese nichtigen Fürze hieße, fortan das Schicksal Aron Ralstons teilen, statt den Bruchteil einer Sekunde auf ihren akademischen Titel gleich für Zeit und Ewigkeit auf die rechte Hand verzichten zu müssen. Wenn da mal so ein Schurke nicht Hand an sich legt! Die linke stünde ja gegebenenfalls noch zu Gebote ...
Wie dem auch sei, jedenfalls berichtet Aron Ralston selbst von einer spirituellen Erfahrung, die er um keinen Preis der Welt missen möchte. Wer’s glaubt, wird selig! Ich für mein Teil, wiewohl selbst Maschinenbauingenieur, kann herzlich gern auf eine Selbstamputation verzichten. Gegen ein Canyon-Abenteuer hätte ich indes nichts einzuwenden. Im Gegenteil. Ralstons Klettererfahrung allerdings vorausgesetzt. Denn: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Insofern ist es bloß einem tragischen Umstand geschuldet, dass sich beim Klettern ein Felsbrocken löst und die Hand unglücklich einklemmt, der Solotrip sohin ein unrühmliches Ende nimmt und die Amputation der Hand zwingend erheischt. Wenigstens ward der junge Mann nicht zum Kannibalen, was unter geänderten Umständen Maslow gemäß durchaus drin wäre. Je weiter der Mensch nämlich in seiner Bedürfnisbefriedigung nach unten rutscht, desto archaischer wird der Zugang zu ihr.
Nachdem Aron Ralston zu jener Minderheit der Sporttouristen gehört, denen es ums Abenteuer zu tun ist, steht nicht zu erwarten, dass sein Schicksal Schule macht. Otto Normalverbraucher begnügt sich erwiesenermaßen mit Sonne, Strand und Wasser, will nichts weiter als abschalten, die Beine hoch lagern und den lieben Gott einen frommen Mann sein lassen. Auch gut so, denn die Crux des Aktivurlaubs ist die unabdingbare Risikosteigerung, die nach und nach schwerlich im Zaum zu halten ist und irgendwann schlicht und ergreifend auf keine Kuhhaut mehr geht. Dabei ginge es auch anders. Wer den Kick braucht, eine unvergleichliche Herausforderung sucht und im gleichen Atem keinerlei Risiko eingehen will, folge am besten Sting in den brasilianischen Dschungel. Ayahuasca heißt das Zaubermittel, das einen mit einfacher brasilianischer Volksmusik im Hintergrund in eine Traumwelt entführt, in der Töne zu Lichtern, Lichter zu Farben, Farben endlich zu Formen und Formen zu Erinnerungen werden. Zwar erst, nachdem wie Espenlaub gezittert und wie ein Reiher gekotzt ward, aber immerhin. Wie geschaffen für Juristen also! Aber hallo!
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr – in Eminem seinen Meister finden
veröffentlicht 2013-08-16
Um einem Mitmenschen das Wasser abzugraben oder, schlimmer noch, das Fell tüchtig zu gerben, muss einer schon entweder nicht bei Sinnen sein oder schlicht und ergreifend eine Mordssau sein. Womöglich auch beides. Jedenfalls reitet Eltern der Teufel, wenn sie die Zügel schießen lassen und ihre Gschrappen nicht beizeiten auf Kurs bringen, ihnen die unrühmliche Laufbahn als unliebsame Zeitgenossen ersparen.
Längstens nach zehn Jahren ist der Zug abgefahren, ist Hopfen und Malz verloren, steht nicht zu erwarten, dass das Kind Versäumnisse des familiären Umfelds je wieder wird ins Gleiche bringen und das soziale Umfeld nicht das heulende Elend kriegt. Wenn es mithin eins gibt, worauf im Leben nicht verzichtet werden kann, ist es allemal noch der Respekt.
Eminem kennt ihn. Immerhin weiß er die Verdienste der anderen um seine Person zu schätzen, hält er seinem Mädchen selbst dann noch die Stange, wenn die Weiber regelrecht in Scharen herbeiströmen und ihm das Goderl kratzen. So ist ihm durchaus bewusst, dass ohne seinen Ruhm kein Hahn nach ihm krähen würde und er allen Weibern dieses Erdenrunds komplett am Arsch vorbeiginge. Das Interessante dabei ist allerdings, dass die Herren der Schöpfung vice versa erfahrungsgemäß selten je den Zaster im Visier haben, ihnen ökonomische Überlegungen der Frauenzimmer in der Regel fremd sind, das Äußere, der Charakter zuweilen auch, mithin vollauf Genüge tut, um die Aufmerksamkeit der Mannsbilder zu haben. Insofern versteht einer Eminem gleich um ein Haus besser und tut seiner Holden wahrlich nicht zu viel Ehre an. Wer als Armutschkerl, obzwar mit Talenten gesegnet, bei einem Frauenzimmer in hohen Gnaden steht, darf sich unstreitig glücklich schätzen. Ewig und drei Tage wartet schließlich kaum jemand darauf, dass Schmalhans nicht länger Küchenmeister ist und der Angebetete Lorbeeren erntet. Um aber nicht aus dem Text zu kommen: Auf dem Pfad der Tugend wandelt das Kind als Erwachsener dann, wenn der Indikativ des Seins, nicht der Imperativ des Sollens im Vordergrund steht, Marshall Mathers eben nicht minder geschätzt wird als Eminem. Anders ausgedrückt genügt die Toleranz nicht, ist der Respekt und also die Initiative unerlässlich, um von echter, gelebter Solidarität sprechen zu können.
Iceberg Slim 2.0 – über die drei Affen der Sexindustrie
veröffentlicht 2013-08-09
Niemand hat je was anderes behauptet. Das Geschäft des Schreibens ist ein schweres Brot. Jedenfalls fürs Gros der Schriftsteller. Und in der Tat sind ihre Verdienste gemessen an jenen der Callgirls der schiere Affront. Gesetzt den Fall, dass es sich bei besagten Callgirls nicht um muffige Metzen ums Eck, sondern Damen mit Stil und Niveau handelt, sind für zwei gemeinsame Stunden schon mal 1000 Bücher, für eine Nacht dann gut und gern auch 2000 Bücher fällig. Und die wollen a) erst geschrieben und b) mehr noch verkauft sein. Nicht genug damit. Selbstredend fallen weitere 100 bis 250 Bücher für die An- und Abreise und zig weitere Bücher für die kleine Aufmerksamkeit des Gastgebers an. Gegen Handtaschen, Schmuck oder Kosmetikartikel hat, Berichten zufolge, die holde Weiblichkeit nichts einzuwenden. Alles in allem sind Treffen der beschriebenen Art mithin denkbar schlecht geeignet für Leute, die mit dem Geld geizen oder an den Hungerpfoten saugen. Anders ausgedrückt bleibt da fürs Gros der Schriftsteller der Wunsch der Vater des Gedankens.
Aber klar, das Vergnügen ist auch um ein Haus billiger zu haben. Mehr als Filzläuse sind bei solchen Unterfangen erfahrungsgemäß aber nicht drin, um mit Charlie Sheen und »Two and a Half Men« zu sprechen. Und spätestens da wird die Sexindustrie auch ihrem schlechten Image gerecht. Dabei ist von Zuhälterei längst nicht mehr die Rede. Begleitagenturen heißen sich die Iceberg Slims der Moderne. Mit ihren Haus- und Hotelbesuchen sorgen sie regelmäßig für die große Abzocke, namentlich, weil die Justiz tatenlos zusieht. Devise: nichts hören, nichts sehen, nichts sprechen. Dafür sind die Hundsfötter augenblicklich zur Stelle, wenn der grüne Junge im Internet über die Tschuschen ablästert, sie als Wichser abtut. Kosten von gut 500 Büchern fallen für Vergehen dieser Art an. Und falls der Übeltäter knapp bei Kasse ist, blüht augenblicklich der Knast. Gut, dass damit alles wieder im Lot ist. Nicht von ungefähr geht die Rede, dass der Europäer auf dem linken Auge blind sei, er den vereinzelten Rechtsradikalismus bis aufs Messer bekämpft, den ungleich schädlicheren Linksradikalismus, besser bekannt als Kommunismus, indes geflissentlich ignoriert.
Dem Ökonomen sträubt sich da ja im Nu das Gefieder. Auch oder speziell, wenn im Lichte dessen ein paar Neunmalkluge aus Hilfsorganisationen hergehen und Anstoß an der Nachfrage nehmen, statt das Angebot infrage zu stellen. Wenn’s am Angebot hapert, darf sich die Welt nicht wundern über die fragwürdige Nachfrage. So hat in Eliteagenturen noch keine Sau je Zeter und Mordio geschrien. – Nun ja, außer der Schriftsteller vielleicht, weil der schleppende Absatz seiner Bücher von vornherein jedweden verruchten Gedanken verbietet. Insofern kann man es eben jenem nicht verdenken, wenn er sich gern in der Rolle Iceberg Slims sähe: als Zuhälter mit Spaß ohne Ende in der Kiste erst, als Mann der Feder mit der dicken Knete in der Tasche sodann. Für gewöhnlich wird zwar umgekehrt ein Schuh draus – Devise: erst die Arbeit, dann das Vergnügen –, träumen wird man aber wohl noch dürfen.
Mit Siebenmeilenstiefeln in eine glänzende Zukunft – das amerikanische Baby als Maß aller Dinge
veröffentlicht 2013-08-02
Die Erfahrung zeigt: Es frommt nichts, auf allen Hochzeiten zu tanzen. Dabei geht die Rede, dass es allein schon unmöglich ist, mit einem Arsch auf zwei Hochzeiten zu tanzen. Wie dem auch sei, jedenfalls belegen die Beispiele von Auslandsösterreichern, dass es sie nicht hart ankommt, die Sprachhürde zu nehmen, sie allerdings der Muttersprache nach und nach verlustig gehen, wenn diese nicht nach Gebühr gepflegt wird. Na schön, zugegeben, Grundkenntnisse bleiben, an der Perfektion hapert es jedoch allerweil und der Wortschatz lässt zu wünschen übrig. Höchst befremdlich wie aufschlussreich zugleich. Oder auch nicht.
Geht es nach den Amis, ruft jüngsten Studien zufolge die Pflicht bereits im zarten Alter von 5 oder längstens 6 Jahren, beim Schuleintritt sohin. Und selbstredend greifen die Amis nach den Sternen, legen sie die Messlatte hoch, wenn sie Mandarin auf ihre Fahne schreiben.
Dabei setzen sie unstreitig aufs richtige Pferd. 12,5 % der Weltbevölkerung sprechen nämlich Mandarin, womit Mandarin Sprachen wie Englisch, Spanisch oder Französisch auf die Plätze verweist. Demnach sollten die Europäer wohl den Amis auf dem Fuße folgen, so ihnen der Sinn danach steht, auch fortan in allen Sätteln gerecht zu sein. Die Crux dabei ist halt, dass bei Tage besehen Grundschüler beileibe nicht die Idealbesetzung für dieses ehrgeizige Projekt sind, sondern sie in 9 Monate alten Babys ihren Meister finden. Pech für eben jene hinwiederum, dass sie erst ab 12 Monaten bestenfalls mit einzelnen Lexemen dienen können und die wirkliche Sprachentwicklung frühestens mit 18 bis 24 Monaten, zuweilen gar erst mit zweieinhalb bis drei Jahren einsetzt. Kurz und gut: Es fehlt der natürliche Bezug eines Babys zur Sprache, die dauernde Einbindung des lernwilligen Kindes in die gewünschte Sprachumgebung, in anderen Worten der Aufenthalt im Ausland. Was also tun?
Tja, falls man den Berichten der Schweden Glauben schenkt, ist eine schwierige Fremdsprache ohne jegliche Vorkenntnisse selbst oder gerade als Erwachsener in 13 Monaten fließend zu erlernen. In Anbetracht dessen wäre es eine Überlegung wert, Ökonomie- und Technikstudien kräftig zu entrümpeln und jeden Studenten verpflichtend in so einen Crashkurs einzubinden. Denn: Weniger ist mehr.
Warum Fledermäusen der Arsch auf Grundeis geht
veröffentlicht 2013-07-26
Seine Musik muss man nicht mögen, um Ozzy Osbourne zu lieben, schon gar nicht seine Koketterie mit lebenden Fledermäusen teilen, denen er anno Tobak coram publico gern die Köpfe abbiss. Und doch ist es scheint’s unabdingbar, in der heutigen, schnelllebigen, ja durch und durch oberflächlichen Welt besagten Viechern das Fürchten zu lehren. Wer nämlich ins Rampenlicht der Öffentlichkeit will und Lorbeeren pflücken möchte, hat beim Sänger der Band Black Sabbath nolens volens Anleihen zu machen. Echt keine rosigen Zeiten für die Viecher im Lichte der Tatsache, dass faktisch Hinz und Kunz nach den Sternen greift. Oder auch nicht. Die Sache ist nämlich die: Den Fledermäusen allein ist Ozzy Osbournes Ruhm beileibe nicht geschuldet.
Es ist ein offenes Geheimnis. Die sozialen Medien vermag in der Regel bloß jener erfolgreich zu bedienen, der mit den traditionellen Medien groß geworden ist. Die virtuelle Welt ist sohin allenfalls ein Imageverstärker der realen Welt. Weit gefehlt drum, zu glauben, einfach hergehen und eine aufreizende Bettgeschichte ins Netz stellen zu müssen und schon ist die Sache geritzt. Ja, Puste! Die Crux ist gleichwohl, dass die traditionellen Medien zusehends, wenn nicht seit alters aus demselben Holz geschnitzt sind wie die sozialen Medien. Berichtet wird aus höchst unerfindlichen Gründen durch die Bank über ein und denselben nichtigen Scheiß, dafür fehlt den traditionellen Medien der Mumm, ein heißes Eisen wie ein Staatsverbrechen anzufassen. Nicht von ungefähr, kennen doch die zwielichtigen Herrschaften in Amt und Würden keinen Pardon, geht es Verrätern wie Edward Snowden schnurstracks an den Kragen. Dabei stehen ihre Enthüllungen bei Tage besehen bloß symptomatisch für jene Verfehlungen der Nachrichtendienste, die die Spatzen längst von den Dächern pfeifen. Genügt vollauf, ein paar einschlägige Bücher zur Hand zu nehmen, um sich als Vernunftmensch um keinen Preis der Welt bei unnützen Schweinepriestern ihres Schlags verdingen zu wollen. Wer nämlich nicht von Haus aus den Beelzebub im Leib hat, führt ihn spätestens in Ausübung des Berufes spazieren und gibt der Demokratie im Handumdrehen den Anstrich der Diktatur. Um aber nicht aus dem Text zu kommen: Falls die Angst wider Erwarten kein Thema sein sollte, so hat die traditionellen Medien unter Garantie die Politik in der Tasche. Drum ist es naiv, zu glauben, dass irgendjemand für einen tragischen Einzelfall Partei ergreift, wenn damit die Gefahr dräut, sich fortan mit den Zuwendungen der Politik nicht mehr den Säckel füllen zu können.
Geht es den Fledermäusen also auch fürderhin an den Kragen? – I wo! Ozzy Osbourne hat es der Welt vorgelebt. Mit einer Realityshow lässt sich Staat machen. Ein Indiz dafür, dass die traditionellen Medien allemal noch den Ton angeben. Wollen müssen sie es halt. Oder um mit der Financial Times zu sprechen: Es hat durchaus auch Schattenseiten im Leben der Osbournes gegeben: die Krebserkrankung der Frau etwa, den schweren Motorradunfall des Mannes. Mit 16 Hunden unterm Dach dürfte indes die Gefahr gebannt sein, dass niemand bei Bedarf Laut gibt.
Kopfmensch trifft Bewegungstalent – Albert Einstein im Gespräch mit Nadia Comăneci
veröffentlicht 2013-07-19
Na klar, Gegensätze ziehen sich an. Allein schon deshalb, weil Studien belegen, dass die Stabilität der Paarbeziehung die Instabilität der Entwicklung und Veränderung erheischt, wiewohl sie allein auch kein Garant für die Beständigkeit der Beziehung ist.
In hundert Millisekunden ist das Urteil über den potenziellen Partner bei Bildvorlage gefällt, im persönlichen Kontakt indes längstens nach zwei, drei Minuten. Man muss sich dabei schon wundern, wieso alle Welt den Unterschied verteufelt und nach der Ähnlichkeit schielt. Erwiesenermaßen schafft nämlich Distanz Nähe. Beginnt bei den Freizeitaktivitäten, endet bei den getrennten Konten. Und ja, die Optik ist für beide, Mann wie Frau, wichtig. Jedenfalls dann, wenn es die persönlichen Umstände zulassen und der Partner nicht von Haus aus ein paar Pflöcke zurückstecken muss, um Chancen beim anderen Geschlecht zu haben. Was aber weit mehr wiegt: Die Entwicklung und Veränderung ist ein Reiz, Verlockung wie Herausforderung zugleich. Wenn also nicht gerade Japanischkenntnisse gefragt sind, um sich mit dem Partner nonchalant ins Benehmen setzen zu können, ist allein jede sprachliche Barriere die Möglichkeit, seinen Horizont zu erweitern, ein Stück weit mehr zu jener Persönlichkeit zu werden, die sich insgeheim ein jeder von sich wünscht.
Während nun Englisch, Französisch, Spanisch oder Italienisch Hürden sind, die zu nehmen sich jeder halbwegs gebildete Mensch im Stande sieht, sind dem Einzelnen in puncto Sport definitiv Grenzen gesetzt. Und doch vermag ausgerechnet er den Kopfmenschen dem Bewegungstalent zuzuspielen, dann nämlich, wenn der Kopfmensch die Leistungen des Bewegungstalents zu schätzen weiß, mehr noch, ihm allein beim Gedanken daran geradezu das Herz im Leibe hüpft. Dies ist bei Gott keine Selbstverständlichkeit. Auch oder vor allen Dingen nicht in der Sportwelt, also in jenen Kreisen, von denen Otto Normalverbraucher naturgemäß annehmen würde, dass das Bewegungstalent mit außerordentlichen Leistungen Ehre einlegt. Dazu sei nur an Julissa Gomez erinnert. Der erfolgreichen Kunstturnerin, 1988 durch einen Yurchenko tragisch zu Fall gekommen und drei Jahre später verstorben, hat Berichten zufolge die USGF, die United States Gymnastics Federation, kaum Beachtung geschenkt. Oder um Joan Ryan zu zitieren: »It was as if her years of training and competing had been wiped away like chalk on a blackboard.« (Ryan, Joan, Litte girls in pretty boxes: the making and breaking of elite gymnasts and figure skaters, New York: Warner Books, 2000, S. 53)
empfohlenes Buch:
Ryan, Joan: Little Girls in Pretty Boxes – The Making and Breaking of Elite Gymnasts and Figure Skaters, New York: Warner Books, 2000
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Mathematik – ein Buch mit sieben Siegeln für Ökonomen?
veröffentlicht 2013-07-13
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Da gibt es kein Vertun. Für die einen ist die Mathematik unstreitig der schiere Albtraum, für die anderen indes ein unverzichtbares Instrument. Und ein Buch mit sieben Siegeln müsste sie weder im einen noch im anderen Fall sein.
Schülern zu Danica McKellars »Math doesn’t suck« zu raten hieße, sich der Illusion hinzugeben, damit aller Probleme im Nu ledig zu sein. Zwar mag die besagte Person eine begnadete Schauspielerin sein und manchem aus »The Wonder Years« oder »The West Wing« bekannt sein, der Schulmathematik ist mit komplizierten Verfahren und monströsen Erklärungen indes unter Garantie nicht gedient. Die Matheniete sehnt sich vielmehr nach Schema F, einer idiotensicheren Anwendung der Methode X. Und ehrlich gesagt braucht’s mehr auch wirklich nicht im Schulalltag.
Völlig diametral verhält es sich im späteren Leben, jenem des Ökonomen zumal. Selbst wenn der Ökonom mit der Wiener Schule kokettiert und also der Psychologie entsprechende Bedeutung beimisst, kommt er nicht umhin, sich über kurz oder lang der Mathematik zu bedienen. Zur korrekten Anwendung bedarf es freilich der nötigen Kenntnis. Um sich demnach als Modellbauer in Szene setzen zu können, ist es erforderlich, zu wissen, wann beispielsweise addiert statt multipliziert oder potenziert wird, wann es sich geziemt, mit einer Differenzen- und nicht Differenzialgleichung zu arbeiten und so weiter, und so weiter. Daniel Kaplan und Leon Glass leisten in diesem Betreff mit ihrem Buch »Understanding Nonlinear Dynamics« unstreitig Pionierarbeit. Was fehlt, ist ein Standardwerk, das jedem Ökonomen klipp und klar erklärt, wann von welcher Anwendung in welcher Form Gebrauch zu machen ist, was, anders formuliert, die praktische Bedeutung der mathematischen Anwendungen ist. Und ja, die Ökonomie ist keine exakte Wissenschaft, vielmehr eine ewige Baustelle mit unstillbarem Verlangen nach Verbesserungen. Möglich machen sie ausschließlich Verhaltensänderungen der Menschen. Und ihr Zusammenleben zu optimieren, ist Aufgabe und Absicht des Ökonomen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Weit gefehlt, zu glauben, der Besuch in der Sonderschule würde Rückschlüsse auf die allgemeine Befindlichkeit der Gesellschaft zulassen. Und doch scheint dies zur Stunde allgemeine Praxis der Ökonomen zu sein.
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